Geschichte

Wie ist die Hilfe enstanden?

Durch die Ver­breitung der Lehre Fröhlichs in Ost­europa Ende des 19. Jahr­hunderts entstand unter anderem auch in Wien eine Gemeinde. Diese Nazarener, wie sich die Mit­glieder der ost­europäischen Gemeinden nannten (und auch heute noch nennen), kamen wegen ihres Glaubens, besonders wegen ihrer Ver­weigerung des militärischen Waffen­dienstes, in grosse Not. Bei einer Audienz eines Nazareners beim österreichisch - ungarischen Kaiser Franz Josef machte dieser geltend, dass jeder junge Mann, der sich aus Glaubens­gründen dem Waffen­dienst entziehen möchte, dies mit einer mehrjährigen Festungs­haft beweisen muss.

Nach dem Zusammen­bruch des Habsburger­reiches nach dem 1. Weltkrieg wurde die hart geprüfte Wiener­gemeinde erste Anlauf­stelle des nun einsetzenden Flüchtlings­stroms aus Ost­europa. Die vom Krieg verschonten Schweizer Täufer­gemeinden erkannten die Not und gründeten im Jahre 1921 die Genossen­schaft Hilfe in Zürich als rechtliche Körper­schaft. Zur Aufnahme der materiell völlig mittel­losen Flücht­linge aus unseren östlichen Gemeinden konnte die junge Genossen­schaft am Rande von Wien im gleichen Jahr ein ehe­maliges Gast­haus erwerben. In diesem Haus fanden wohl hunderte dieser leidg­eprüften Menschen eine erste Bleibe.

Eine weitere Katastrophe bahnte sich in Ost­europa nach dem zweiten Welt­krieg an, als die 'ethnischen Säuberungen' wieder grosse Flüchtlings­ströme west­wärts auslösten. Dank der materiellen Unter­stützung aus West­europa und Nord­amerika konnte durch die Genossen­schaft Hilfe die grösste Not gelindert werden. Das grosse Haus in Wien war oft vom Keller bis zum Dach­geschoss bis auf den letzten Quadrat­meter mit Flüchtlingen belegt und wurde für viele der Vertriebenen zur ersten Anlauf­stelle auf dem Weg nach dem übrigen Europa oder nach Übersee. Nach und nach wurden von der Genossen­schaft Hilfe in Österreich und Süd­deutschland Wohn­raum und Versammlungs­häuser für die sesshaften Flüchtlinge erstellt. Diese grosse Aufgabe war nur dank grossen finanziellen Opfern der Gemeinden in Europa und Überssee und dem selbst­losen, der geschwisterlichen Nächsten­liebe verpflichteten Einsatz der verantwortlichen Leiter der Genossen­schaft Hilfe möglich.

Auch nach dem wirtschaftlichen Auf­­schwung in West­europa in der zweiten Hälfte des letzten Jahr­hunderts war die Arbeit der Genossen­schaft Hilfe in unseren östlichen Gemeinden gefordert. Der Zusammen­bruch des Kommunismus brachte grosse materielle Not unter unsere Glaubens­geschwister.

Mehr und mehr verlagert sich die Arbeit der Genossen­schaft Hilfe aber in andere Regionen wie Süd­amerika und Afrika. Die wirtschaftliche Miss­wirtschaft in Ländern wie Argentinien, Ghana oder Tansania führt dazu, dass viele unserer Glaubens­geschwister völlig ver­armen und nicht mehr das not­wendigste zum Leben haben. Die Genossen­schaft Hilfe hat deshalb in den letzten Jahren grosse Anstrengungen unter­nommen um diesen Aufgaben gerecht zu werden. Ihre Aufgabe als Sozial­werk der ETG Gemeinden war noch nie so notwendig wie heute.